Eher zufällig landete ich in Ponferrada. Kriterien waren, dass es eine aktive Evangelische Kirche, eine Bibliothek und einen praktischen Parkplatz gibt. Als das traf auf Ponferrada zu und zudem lag die kleine Stadt auf dem Weg Richtung Portugal.

Am Sonntag versuchte ich also in die Kirche zu gehen. Das war schwieriger als gedacht, denn die angepeilte Gemeinde war geschlossen. Aus der Nähe der Gemeinde hörte ich jedoch Menschen singen und tatsächlich fand ich um die Ecke eine andere Gemeinde, deren Gottesdienst schon begonnen hatte. Diesmal war es aber keine International-Church auf Englisch sondern eine Latino-Kirche auf Spanisch. Das Wort «Jesus» war so ziemlich das einzige, dass ich verstehen konnte und mit etwas raten kam ich jeweils auf die eingeblendeten Bibelstellen. (Welches Buch könnte wohl «Hechos» sein?)

Die Gemeindemitglieder war aber sehr freundlich. Wir verständigten uns über Google Übersetzer und ich spürte auch hier eine Einheit, die über Sprache und Kultur hinweggeht. Danach kam die Überraschung...

Mir wurde mein Velo gestohlen. Sehr Schade. Hatte ich es doch in Bordeaux erst so richtig schätzen gelernt eine Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Aber ich wusste, dass es jetzt eifach weg ist. Es wurde mir dabei klar, dass eben eigentlich nichts selbstverständlich ist und ich aber mit so vielen Dingen reich beschenkt bin.

Toffi: Deine Predigt über Dankbarkeit kam da genau im richtigen Moment. Danke dir 🙂

Ich verbrachte trotzdem mehrere Tage in Ponferrada. Der Parkplatz war gut gelegen und die Bibliothek hatte alles, was ich brauchte. Ponferrada gab mir genau die Stabilität, die ich brauchte. Die Stadt ist mit 65'000 Einwohnern etwas kleiner als St.Gallen. Wahrscheinlich hat es mir auch deshalb dort so gut gefallen.

Ich hatte sogar Nachbarn für einige Tage. Am Morgen grüsste man kurz und bevor alle aufbrachen, tauschten wir uns noch kurz über Motoren und das Leben auf Reisen aus. Am Abend wurde jeweils nur zugenickt und alle verschwanden in ihrem Gefährt.

Zsolt reist schon seit über 25 Jahren in seinem Trabant um die Welt. Es ist erstaunlich, aber er passt tatsächlich in sein Auto.

In Ponferrada gibt es eine Attraktion: Die Burg der Tempelritter. Das Museum dazu fand ich so langweilige, dass ich dir weitere Ausführungen dazu erspare.

Ich konnte die Zeit gut nutzen, um einige Projekte fertig zu stellen. Ich hatte sehr wertvolle Begegnungen in dieser Stadt. Schade ist nur, dass ich mich immer auch daran zurück erinnern werde, dass dort mein Fahrrad gestohlen wurde.

Danach zog es mich wieder in die Natur. Ich besuchte «Las Médulas», eine Bergformation, die durch Abbau von Gold während des römischen Reiches massgeblich geformt wurde.

Das Gebiet eignet sich wunderbar zum wandern. Weil es am Morgen neblig war umrundete ich die roten Berge am Nachmittag einfach noch einmal.

Da ich mich wieder dem Wochenende näherte, suchte ich eine Stadt und damit eine Kirche. Ich fand in «Vigo» mehrere Gemeinden.

Zusätzlich wollte ich schon länger «Couchsurfing» ausprobieren. Das ist ein App, mit der man potentielle Gastgeber überall auf der Welt finden kann. Tolle Sache, die mir schon von mehreren Leuten empfohlen wurde. Über ein ähnliches App namens «Trustroots» kam ich dann mit Mario in Kontakt.

Mario ist gebürtiger «Galizier» (Region im Norden Spaniens). Wir haben uns gut verstanden und er hat für mich gekocht obwohl er selbst nur Früchte und Gemüse isst. Wir haben uns bis in die tiefe Nacht unterhalten und ich kam im strömenden Regen zurück zum Bus, da ich es bevorzugte dort zu schlafen.

Die kurze Nacht hielt mich jedoch nicht davon ab am nächsten Morgen die Gemeinde zu besuchen. Mario wollte zuerst mitkommen war dann aber trotzdem zu müde. Diesmal mit Englischer Übersetzung bekam ich auch mit, was gepredigt wurde.

Am Mittag kochte Mario nochmals für mich, wir unterhielten uns über Politik in unseren Ländern und er erzählte mir sehr viel über die galizische Kultur. Mario war definitiv der gastfreundlichste Spanier, den ich bisher kennenlernte. Vom vielen Englisch sprechen wurde ich aber sehr müde.

Der Hafen in Vigo ist bekannt als der bedeutendste Fisch Exporteur weltweit. Das hat mir jedenfalls Mario berichtet. Aufgefallen sind mir aber vor allem die zahlreichen Wandbilder. Der Bürgermeister der Stadt investiert seit drei Jahren aktiv in Kunst im öffentlichen Raum und das kann sich sehen lassen.

Rahel & Damon: Ich musste viel an Cup of Color denken. Stellt euch vor wir könnten dort mal eine Hauswand bemalen. Inspiriert hat es mich auf jeden Fall.

Ponferrada, Las Médulas und Vigo. Das war eine Woche mit viel verschiedenen Eindrücken und sehr wertvollen Begegnungen mit Menschen.