Mir wurde langsam bewusst, dass sich die Reise zu Ende neigt. Deshalb entschied ich mich für weniger Stationen, die ich dafür länger besuchen und geniessen konnte. Die Folge davon war, dass isch länger am Stuck im Auto sass. Als ich nach 6h Fahrt in Valencia ankam, war ich entsprechend froh.

Ich fand einen kostenlosen Parkplatz genau neben dem kulturellen Zentrum Valencias, dem «Ciutat de les Arts i les Ciències». Von welchem Architekten sind diese Bauten wohl?

Aufmerksame St.Galler könnten ihn kennen: Santiago Calatrava

Der Gebäudekomplex liegt im trockengelegten Flussbett des Turia, der heute ein grünes Band durch die ganze Stadt bildet. Diese riesige Parkanlage, trägt zur Atmosphäre der Stadt bedeutend bei. Ich war deshalb direkt gepackt von Valencia.

In Valencia steht das grösste Aquarium Europas, welches ich mir nicht entgehen lassen wollte.

Seelöwen, grosse Haie, Delfine, Quallen, Belugas, Pinguine und jede Menge Fische sind in den ca. 42 Millionen Liter Wasser des Aquariums beheimatet.

Es ist definitiv ein Besuch wert.

Ganz unbeschwert verbrachte ich den Abend im Park und genoss das schöne Wetter und milde Klima.

Ich ging zurück zu meinem Parkplatz und hatte schon so ein Gefühl. Ich hatte mir schon vorher immer wieder vorgestellt, wie es sein würde, wenn ich ausgeraubt werden würde – so auch an diesem Abend.

Ich kam zurück und versuchte die Schiebetüre zu öffnen. Mein Schlüssel passte nicht mehr. Das Schloss war zerstört worden. Mein Puls ging hoch und über die Beifahrertüre verschaffte ich mir Zugang zum Bus (was von da an mein neuer Weg wurde den Bus ab- und aufzuschliessen).

Aber es war alles noch da. Alles!

Bis auf zwei zerstörte Schlösser und einige Kratzer war alles in Ordnung. Der Einbrecher/die Einbrecherin hatte wohl nach dem zweiten misslungenen Versuch aufgegeben oder wurde unterbrochen. Ich war so froh und dankte Gott. Die Nacht verbrachte ich jedoch auf einem anderen Parkplatz und kam nur zu wenig Schlaf.

Nichtsdestotrotz liess ich mir den nächsten Tag in Valencia nicht vermiesen. Nachdem ich bei der Polizei war, gönnte ich mir deshalb Churros con Chocolate.

Danach ging es kulinarisch weiter, denn ich besuchte den Mercat Central. Eine klassische Spanische Markthalle in der man sich mit den verschiedensten Lebensmitteln versorgen kann. (Hat mich irgendwie an die Halle 9 an der Olma erinnert.)

Valencia gilt als Geburtsort der Paella. Das war Grund genug diese Gericht hier auszuprobieren. Die vegetarische Variante hat mir gut geschmeckt.

Auch hier habe ich wieder geniale Street-Art entdeckt.

Alles in allem hat mir Valencia (trotz dem Zwischenfall) sehr gut gefallen. Ich würde sogar so weit gehen, dass es meine Lieblingsstadt auf meiner Reise war. (Spoiler: Barcelona hat mir weniger gut gefallen.)

Nach Valencia fuhr ich auf Barcelona. Barcelona ist für mich eine Stadt, von der man schon viel gehört hat und deshalb eine gewisse Vorstellung hat. Das stand mir leider bis zum Schluss etwas im Weg.

Um Barcelona zu mögen, muss man Gaudi mögen. Und ich kann mich einfach nicht so ganz mit seinem Baustil anfreunden. Irgendwie schade, weil seine Architektur definitiv beeindruckend ist.

Abgesehen von Gaudi gibt es jedoch noch vieles anders zu sehen – auch im kulturellen Bereich.


Disclaimer: Es folgt eine länger Abhandlung über Kunst. Wer schon von meiner Meinung über Gaudi gelangweilt ist, darf getrost den Teil überspringen. Beim nächsten Trennzeichen gehts weiter.

Angespornt durch den Museumspass «Articket» besuchte ich nicht bloss 1-2 Museen sondern gleich 6. 🙂

1. MACBA

Das «Museu d’Art Contemporani de Barcelona» zeigt zum einen eine Dauerausstellung aus ihrer Sammlung sowie Wechselnde Ausstellungen. Am besten gefallen hat mir dir Ausstellung von einer spanischen Künsterlin namens Fina Miralles (Fotoserie oben).

2. CCCB

Im «Centre de Cultura Contemporània de Barcelona» (weiss auch nicht, wer auf diese ellenlangen Namen kommt) werden momentan die Gewinner des «World Press Photo 2020» ausgestellt. Eine sehr beeindruckende Ausstellung, die versucht die Welt so zu zeigen, wie sie ist.

3. Fundació Joan Miró

Hier wird halt einfach Miro gezeigt. Muss man mögen.

Aber auch wenn man mit Miro nicht viel anfangen kann, ist das Gebäude an sich und die geboten Aussicht schon lohnenswert.

Ich meinerseits mag Miros Kunst. Sie ist kindlich, naiv und lädt einem ein Formen neu zu denken. Mich hat's inspiriert.

4. Museu Nacional

Das Museum ist gigantisch. Die Sammlung reicht von romanischer Fresken, über Barocke Meister bis zum Jugendstil.

Bin das nur ich oder ähnelt dieser dargestellte Mönch nicht Mark Zuckerberg.

Hinzu kommt, dass das Museum allgemein als ein Wahrzeichen Barcelonas gilt. Wenn ich eines der sechs Musen empfehlen müsste, wäre es das Museu Nacional, gefolgt vom Miro Museum. Beide befinden sich auf dem «Montjuïc», einer der beiden Hausberge Barcelonas.

5. Museu Picasso

Nachdem ich schon in Malaga und letztes Jahr in Antibes in einem Picasso Museum war, beeindruckte mich dieses Museum nicht mehr besonders.

Picasso bleibt für mich jedoch einer der spannendsten Künstler überhaupt. Die Ausstellung zeigt sehr eindrücklich den Wandel, welcher Picasso über seine Schaffenszeit durchlebt hat.

6. Fundacio Antoni Tapies

Antoni Tapies ist ein spanischer Maler und Bildhauer. Das Museum widmet sich hauptsächlich seinem Schaffen. Seine Kunst ist beeindruckend hat mich aber weniger angesprochen.

Mein Museums-Pass war voll und zum letzten Mal war's das jetzt wieder mit meinen Museums-Reviews.


Neben all den Museen genoss ich einfach die Atmosphäre der Stadt und schlenderte viel durch die Strassen.

An einer Ecke entdeckte ich diese Strassenmusiker, die es sogar auf Spotify geschafft haben. (Ich sag nur: geniales Cover.)

Beim bummeln am Abend ist mir klar geworden, wie schön und elegant unsere Weihnachtsbeleuchtung in St.Gallen ist.

Am Sonntag besuchte ich zum letzten Mal eine Kirche. Es war wieder eine International Church und ich kam mit einem amerikanischen Paar ins Gespräch. Wiederum eine schöne Begegnung. Es war solch eine Bereicherung all diese verschiedenen Kirchen erlebt zu haben.

Ich fuhr von Barcelona bis über die Grenze von Frankreich und fand ein Platz auf einem Hügel neben einer Burg. Mein Plan war es die letzten Tag der Reise noch an der Côte d’Azur zu verbringen und dann über das Tessin nach Hause zu fahren. Dieser Plan stellte sich als sehr naiv heraus.

Noch in der selben Nacht wurde ich von der Französischen Polizei aufgeweckt und darauf aufmerksam gemacht, dass Reisen grundsätzlich verboten sei. Ich bin froh, dass ich zum ersten Mal überhaupt auf der ganzen Reise geweckt wurde und dass ich kein Busgeld bezahlen musste.

Ich entschied mich also Frankreich so schnell wie möglich zu verlassen und fuhr auf direktestem Weg auf Genf. Ich war insgesamt 9 Stunden unterwegs aber dann wirklich froh in der Schweiz angekommen zu sein. Es war sehr surreal plötzlich im eigenen Land zu sein.

Ich verbrachte noch ein Tag in Genf, sah den Jet d'Eau aus nächster Nähe und fror am Abend im Bus. Am nächsten Tag fuhr ich dann die letzte Etappe nach Hause.

Und dann war ich plötzlich in St.Gallen. In Strassen, die ich sehr gut kenne. Auch wenn ich eigentlich nicht extrem lange weg war, war es für mich besonders zurück zu kommen. Menschen, die ich gut kenne Face to Face zu sehen, war sehr schön. Ich leb mich jetzt wieder ein, geniess die Wärme und freu mich darauf noch mehr von euch zu treffen.


Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Journals streifen wir hier die Gegenwart. Ich sitze Zuhause am Pult und schaue das letzte Mal zurück.

Ich muss staunen, wenn ich daran denke, was die letzten 2,5 Monate geschehen ist. Die Zeit ist für mich kaum greifbar. Ich bin einfach nur glücklich und dankbar, für all diese Momente.

Ausserdem ist es ein unglaubliches Vorrecht, dass ihr mir alle auf der Reise über diesen Weg gefolgt seid.

Danke.

Liebe Grüsse und bis bald. (Ich bin ja jetzt wieder da.)
Tobias